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ÜBER PUPP+CH+EN

Robuste Komponenten für Eigenkraftprothesen

Wir unterstützen und fördern das Geschäft mit robusten Komponenten für Eigenkraftprothesen. Wir bauen selbst aktuell ein Schnellverschluss-Handgelenk, da wir davon ausgehen, dass für derartige Bauteile ein Bedarf besteht. Das aktuelle Handgelenk wird zu einem Preis von 1500 CHF angeboten; die IV ist in der Lage, so ein Handgelenk zu uebernehmen. Da es in der Fertigung geschaetzte 5000 CHF kostet, handelt es sich teilweise um ein “pro bono” Angebot; dies ist auch insofern derzeit möglich, als wir nicht mit allzu vielen Bestellungen rechnen.

Derzeitige kommerziell erhältliche Komponenten für Eigenkraftprothesen sind relativ schwach. Dafür sind sie vergleichsweise teuer. Sie halten zwar Belastungen aus, aber da wir diese im Alltag nicht oft in so geringem Umfang wiederfinden, halten wir diese Belastungen für wenig realistisch. Es gibt derzeit keine Bauteile, die “for life” (“für das Leben”) hergestellt werden – nicht einmal näherungsweise. Diese Nische ergänzen wir mit Open Source Design, eigenen neuen Ideen und präziser Fertigungstechnik. Dadurch ergänzen wir das bestehende Angebot von Armprothesenteilen in der Eigenkraftprothetik in einem Belastungsspektrum, das wir für realistisch halten.

Arm-Amputierte sind aber nicht die einzigen, die von solidem Komponentenbau in der Armprothetik profitieren. Auch Invalidenversicherungen, Sozialversicherungen, Kranken- oder Unfallversicherungen profitieren, indem für realistischer Preise deutlich hochwertigere Baugruppen zum Einsatz kommen können. Statt traumhaft überteuerte Billigstteile noch und noch ersetzen zu müssen, können sehr haltbare Produkte zu vernünftigen Preisen eingesetzt werden. Da bei langlebigen Produkten auch die Angewöhnung stress- und belastungsfreier stattfinden kann, ist auch von einermlängerdauernden Benutzerzufriedenheit auszugehen.

Über den Begriff “extrem robust”

Man könnte unsere Produkte “extrem robust” nennen. Aber im kommerziellen Verkauf von Komponenten für Prothesen sind Wörter, Adjektive und Attribute linguistisch dekalibriert, haben an ursprünglicher Wortbedeutung verloren, sozusagen. Denn heutzutage neigen (auch etwa deutsche) grosse Prothesenhersteller dazu, alles, was ihre Prothesenteile beschädigt, “exzessive Belastung” zu nennen. Da bisher übliche kommerzielle Produkte eher billig entworfen und eher ungenau gefertigt, ungeprüft und in wenig geeigneter Materialwahl an den Kunden gelangen können, ist “exzessive Belastung” recht rasch im Leben eines solchen Prothesenteils erreicht.

In unserer Sprache gibt es keine “extremen Belastungen” und es ist somit unnötig, unsere Produkte “extrem robust” zu nennen. Wir bezeichnen die volle Auslastung einer Prothesenkomponente “normal” – ein Auto ziehen,  mit Hämmern schlagen, Umzugskisten tragen, Regale herumwerfen – alles das betrachten wir als integralen Teil eines normalen Alltags. Denn so sollte es aus unserer Sicht sein.

Über besonders zerbrechliche Prothesenteile

Heute handelsübliche, kommerzielle Prothesenteile kosten im Vergleich zu der handwerklichen und materialmässig vorliegenden Wertschöpfung extrem viel. Versagen derartige Teile – und das tun sie auch immer wieder -, so hat dieses Versagen  vor allem auch eine emotionelle Qualität: Amputierte können gerade bei wiederholtem Kaputtgehen ihrer teuren mechanischen Körperteile sehr enttäuscht und sehr sauer reagieren. Das ist aber nachvollziehbar – Prothesen werden ins Körperbild integriert, was da kaputt geht, ist dann kein anonymes weltfremdes Objekt, sondern ein verinnerlichtes, teils zur eigenen Identität gehörendes Körperteil.

Aus reiner Empathie haben wir uns daher entschieden, die gesamte Leistungsfähigkeit für Bauteile anzustreben, die sich erzielen lässt, und das Produkt zu einem Preis zu verkaufen, der gerade Material und Aufwand deckt. Dieses Verständnis ist in der kommerziellen Prothetik bisher teilweise weniger erkennbar – dort klafft meist ein sehr grosser Graben zwischen bestenfalls mässiger Qualität des Angebots und allzu hohem Preis. Daher sehen wir unser Angebot auch keineswegs als Konkurrenz sondern  als Abdecken einer bislang vergessenen Nische. Derart stabile Schnellverschlüsse hat bisher noch niemand für Prothesenhandgelenke gebaut. Wir decken somit den Normalbelastungsbereich für den Alltag ab und sind in einem Preis-Leistungssegment, in dem andere Anbieter kaum zu finden sind. Bisherige kommerzielle Angebote von Grossherstellern decken ja eher den Belastungsbereich von ultraleicht bis leicht ab.

Unsere Produkte sind übrigens noch empfindlich genug, so wie sie sind. Mit genügend Dreck, Sand, Schlamm oder Staub, Farbe, Leim oder korrosiven Flüssigkeiten ist es sicherlich möglich, auch unsere und die von uns empfohlenen Produkte zum Versagen zu bringen. Keine Prothesenkomponente wird wohl ein Leben lang halten – früher oder später benötigen alle Service, Unterhalt, Reparatur oder Ersatz.

Aber das maximieren der Fertigungsqualität hat einen sehr deutlichen Vorteil für die Lebensqualität – man erlebt bessere Funktion, zuverlässigere Zeiten, kommt über längere Zeitspannen dazu, sich auf andere Dinge als sich permanent von der Behinderung oder Prothese ablenken zu lassen und lebt mit stabilen Komponenten einfach auch bewegungssicherer.

Puppchen

Verglichen mit unserem ‘PUPP+CH+EN Handgelenk Mod. 1’ sehen andere Schnellverschluss-Handgelenke teilweise fast wie weichgekochte Nudeln aus – egal wie deren Hersteller sein Produkt nannte. Der Begriff ‘robust’ wird in der aktuellen kommerziellen Prothetik ja auch für Handgelenke verwendet, die gerade mal ein paar Wochen oder Monate überleben, bevor sie gröber zu wackeln oder gar frei zu drehen beginnen.

Daher haben wir uns dafür entschieden, unsere Produktelinie ‘PUPP+CH+EN’ zu nennen. Dadurch wollen wir die bisher in diese Art Geschäft bestehende inflationäre Wortwahl (‘robust’, ‘extrem robust’) wieder zurücksetzen, unsere Marke deutet im Namen ehrlicherweise vor allem die zerbrechliche Vergänglichkeit auch relativ stabiler Prothesenteile an. Daneben handelt es sich bei der Marke PUPP+CH+EN um eine Referenz an Kunst und Werk von Hans Bellmer. Es handelt sich um eine in der Schweiz eingetragene Marke.

Produktekosten sind tief und umfassen Material und Aufwand für die Herstellung. Die Herstellung wurde kostensenkend optimiert, für die Produkte wurde eine möglichst hohe Lebensdauer angepeilt. Mit Prothesenteilen, die für Kosten für den Kunden, maximale Lebensdauer, Haltbarkeit, Eleganz, tiefes Gewicht und hohe Funktionalität optimiert wurden, stellen wir zu bestehenden Komponenten ohnehin kaum eine Konkurrenz sondern höchstens eine Ergänzung dar.

Becker Hand [link], V2P Prehensor [link]

Eine stabile Hand oder ein stabiler Hook setzen stabile Handgelenksverschlüsse voraus. Umgekehrt fragt sich, sobald man ein stabiles Handgelenk hat, warum man nicht auch einmal ein stabiles Greifprodukt verwenden sollte?

Wir stellen derzeit Prothesenhände oder -hooks nicht selbst her. Becker-Hände und V2P Prehensor können aber unter den angegebenen Adressen bestellt werden.

Wenn Sie diese Produkte auch in Kombination mit anderen verwenden wollen, nehmen Sie mit uns Kontakt auf, bevor Sie unser Handgelenk bestellen, um die Adapterfragen zu klären. Wir können Ihnen Adapterteile für alle Arten von Gewinden liefern, auch in folgenden Situationen:

  • für die bei amerikanischen Hooks oder Händen verbreiteten UNF 1/2-20-Gewinde
  • für Anpassungen an den Otto Bock-Nutzapfen von um die etwa 16mm Durchmesser

Betreffs Kabeladapter / -verbindungen setzen Sie sich am besten direkt mit Ihrem Orthopädietechniker in Verbindung.

Wer arbeitet an der PUPP+CH+EN-Serie

Wir sind ein lose zusammengesetztes Team von engagierten Personen, die sich für robuste und präzise Herstellung von hochwertigen Prothesenteilen einsetzt.

Roman Meili ist der Geschäaftsinhaber von MDP Meili AG. Er ist ein echter Fan von präziser Fertigung, fertigte früher selbst orthopädische Implantate und seine Firma MDP Meili erhielt 2010 den Newcomer-Preis. Er setzt sich für Entwerfen und Bauen nachhaltig brauchbarer Baugruppen für die Armprothetik ein. Einige der Designideen unserer Teile hat er ausgedacht.

Peter Schneider ist Mechaniker und bedient unter anderem die Fräszentren. Er erledigt Fräsen und Zusammenbau mit viel Erfahrung und Augenmerk auf kleinste Details. Seine Designideen sind ebenfalls Bestandteil unserer Produkte.

Stephan Müller ist Formenbauer mit einschlägiger Industrieerfahrung in Europa und Asien, dort früher im Gebiet Shekou/Shenzen, mittlerweile für SHL in Taiwan. Er steckt hinter mechanischen Verschlussideen, zeichnet CAD-Modelle und überlegt sich auch schwierigere mechanische Grundsatzfragen.

Wolf Schweitzer ist rechts vorderarmamputiert und leidet infolge synästhetischer Phantomschmerzen wirklich, wenn seine Prothesenteile kaputt gehen. Er setzt sich für klare Anforderungsprofile ein, er prüft und testet die Produkte. Er befindet sich nicht auf Romans Lohnliste, profitiert nicht finanziell von diesem Projekt, und ist daher unabhängig genug um sich seine eigene Meinung zu erlauben. Aber er bekommt die Prototypen zum Testen und Ausprobieren. Und er darf die Testberichte tippen. Sein aktuell getragenes PUPP+CH+EN Handgelenk wurde aber nicht geschenkt, sondern von der IV bezahlt.